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PVS Einblick

6 5 Fragen an: Dr. Jürgen Großmann Dr. Jürgen Großmann studierte Eisenhüttenwesen und Betriebswirt- schaftslehre. Er schrieb seine Diplom- arbeit in Brasilien und seine Doktor- arbeit an der TU Berlin, verbunden mit Studienreisen nach Südafrika, Brasilien, Venezuela und Mexiko. Bis Anfang der 90er Jahre arbeitete er bei den Klöckner-Werken. 1993 über- nahm Großmann die Georgsmarien- hütte GmbH. Von 2007 bis 2011 war Großmann Vorstandsvorsitzender der RWE. Im August 2010 initiierte er den energiepolitischen Appell, eine Lobbyinitiative der vier großen Stromkonzerne, um die Laufzeit- verlängerung deutscher Kernkraft- werke voranzubringen. Gleichzeitig baute er mit der RWE Innogy eine breit angelegte Firma für alle Arten der erneuerbaren Energien auf. In Osnabrück betreibt Großmann das Sterne-Restaurant „la vie“. Zudem ist er Eigentümer des Luxushotels „Kulm“ in Arosa. Seit 1985 ist Jürgen Großmann mit Dagmar Sikorski-Groß- mann verheiratet und hat drei Kinder. Großmann erhielt eine Ehrendok- torwürde der US-amerikanischen Purdue University in West Lafa- yette, Indiana. Er ist Träger des Niedersachsenpreises 2001 und des Bundesverdienstkreuzes 1. Klasse. 1997 wurde Großmann für seinen Einsatz zur Sicherung des Stahl- standorts Georgsmarienhütte mit dem Courage-Preis ausgezeichnet. PVS Einblick: Herr Dr. Großmann, Ihr Lebenslauf liest sich so span- nend – wie ein Krimi. Wie jede Kar- riere, ist auch Ihre von Höhen und Tiefen gekennzeichnet. An Wider- ständen und Niederlagen sind Sie dennoch stets gewachsen. Was ist Ihr Credo heute aufgrund dieses reichen Erfahrungsschatzes? Dr. Großmann: Anfang der 90er Jahre habe ich einen gut bezahlten und sicheren Vorstandsposten bei der Klöckner AG aufgegeben, um mich als Unternehmer mit der Übernahme des Stahlwerks Georgsmarienhütte selbstständig zu machen. Für den Stahlstandort sah ich durchaus gute Zukunftschancen am Markt, wenn ich das Unternehmen völlig neu aus- richten und die Metallurgie ändern könnte. Das Risiko war hoch, aber ich war überzeugt, dass es gelingt. Mit einem leistungsfähigen Führungsteam und einer engagierten Belegschaft haben wir, gegen erhebliche Wider- stände und warnende Stimmen, den Turnaround geschafft. Heute gehört das Stahlwerk zu den drei europaweit führenden Anbietern für Qualitäts- und Edelbaustahl und ist die Keimzelle der GMH Gruppe mit über 10.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Als 2006 klar war, dass die GMH Grup- pe auf gutem Wege ist, habe ich die Geschäftsleitung dort verlassen und bin einem Ruf an die Spitze der RWE AG gefolgt, dem, gemessen an der heimischen Stromproduktion, größten deutschen Energieerzeuger. Unter meiner Ägide wurden fossile Kraft- werke fertiggestellt, die von meinem Vorgänger über Vorverträge in Auf- trag gegeben wurden. Sie sind heute die wettbewerbsfähigsten in der Re- publik. Ich habe die Investitionen des Konzerns in die Erneuerbaren gestärkt und alle Kompetenzen in einer neuen Tochterfirma gebündelt, der RWE Innogy, die mit Milliardeninvestitionen im Jahr zu den größten Anbietern für Erneuerbare Energie in Europa gehört. Dies sollte durch eine Laufzeitverlän- gerung der Kernkraftwerke finanziert werden, die von politischer Seite im Jahr 2010 auch gewährt wurde. Der Reaktorunfall in Fukushima machte das allerdings zunichte und leitete eine Energiewende ein, die der deut- schen Volkswirtschaft bis heute hohe Kosten und einen Anstieg des CO2 - Ausstoßes gebracht hat. Wäre man bei dem ursprünglichen Plan geblieben, hätte man das wesentlich effizienter gestalten können. Dennoch: Die politi- sche Entscheidung der Energiewende hat mich persönlich sehr betroffen. Mein Credo lehnt sich an Benja- min Franklin’s Worte an: „Wer die Freiheit aufgibt, um Sicherheit zu gewinnen, der wird am Ende bei- des verlieren.“ Unternehmertum braucht kluge Ideen, mutiges Han- deln bei kalkulierbarem Risiko. PVS Einblick: Ihr Berufsleben war energiepolitisch geprägt. Was hat Sie bewogen, in ein Sterne-Restaurant und ein Luxushotel zu investieren? Dr. Großmann: Bei beiden Entschei- dungen spielte Leidenschaft eine gro- ße Rolle. Ich bin der Meinung, dass sich eine gute Mahlzeit in einem schönen Ambiente besser genießt. Ein solches fand ich mit dem „la vie“ in Osnabrück vor, als ich dort beruflich sesshaft Der in Mülheim an der Ruhr geborene Manager war nicht nurVorstandsvorsitzender der RWE AG, sondern zählt auch zu den deutschen Stahlunternehmern, denn von 1993 bis 2006 war er geschäftsführender Gesellschafter des Stahlwerks Georgs- marienhütte und ist seit 1997 Alleingesellschafter der Georgsmarienhütte Holding.

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