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PVS Einblick

8 Da diese im Ausland einfacher zu er- tragen sind, pendelt er jahrelang zwi- schen Indien und Deutschland auf der Suche nach Wahrheit. Eine Zeit lang lebt er erfolgreich vom Rou- lette-Spiel, bis er alles verliert und an- schließend als Straßenkünstler durch Europa reist. Seit 2008 ist der Künstler regelmäßi- ger Gast im Fernsehen und tourt über die Kabarettbühnen Deutschlands. 2010 schreibt er sein Erstlingswerk „Ohne Miese durch die Krise“, 2015 folgt „Warum Verschwendung wichtig ist!“ Er war im TV unter anderem bei Talk Shows wie „Tietjen und Hirsch- hausen“ oder in den Kabarett-Sen- dungen wie „Schlachthof“ oder „Die Anstalt“ zu sehen. Seit 2011 hat Chin einen Youtube-Hit mit den „Fuselan- leihen“ – einer Erklärung der Finanz- krise bei seinem Auftritt bei „Mar- kus Lanz“ im ZDF. Damit nicht genug schreibt er regelmäßige Kolumnen für den „Berliner Kurier“ und lebt in Berlin. Ob es sich um „Survival-Kurse" für al- tersarme Rentner handelt, um die UBS (die „staatlich verfolgtem Geld" in der Schweiz Asyl gewährt) oder um die Steuertricks von Starbucks (die dazu führen, dass „der Kaffee ist schwarz" auchsteuerlichkeineganzfalscheAus- sage ist): Chin Meyer findet die Absur- ditäten unseres Wirtschaftssystems und stochert lustvoll darin herum. Im Jahr 2000 kreiert er die Figur des Steuerfahnders Siegmund von Treiber und avanciert dadurch zum Finanzka- barettisten. Nach einigen Jahren beim Varieté-Theater-Restaurant Theater „Pomp, Duck and Circumstance“ ent- wickelt der Fahnder ein Eigenleben und wird zur Solo-Kabarettfigur und alter ego von Chin Meyer. Seither wird Chin zunehmend nicht nur bei gro- ßen Wirtschaftsveranstaltungen als Key-Note-Speaker der etwas anderen Art gebucht. Unsere Zeitung kam mit ihm nach einem Auftritt auf hoher See ins Gespräch: Chin, Ihren jüngsten Auftritt hatten Sie auf dem Kreuzfahrtschiff Europa2 zwischen Mosambik und Madagaskar in Ihrer Paraderolle als „Steuerfahn- der“. Sie führten Ihre Zuschauer mit Charme, Witz, Biss und Spontanei- tät durch die Welt des Geldes. Ist ein Kreuzfahrtschiff die geeignete Platt- form für einen Finanzkabarettisten? Chin Meyer: Es bringt Spaß, weil das die richtige Klientel ist. Es ist ver- gleichbar mit Vorstandsetagen von Banken – und wahrscheinlich teilweise auch identisch. Auch auf hoher See erreichten Sie und die Passagiere die aktuellen Nach- richten aus Deutschland und der Welt. Die ungebremste Zuwanderung bringt das Schiff zum Schwanken, der Euro braucht Sauerstoff, eine Nation hängt am Tropf und die Parteien blockieren die Intensivstation. Da heißt es, Ret- tungswege freihalten. Fühlen Sie sich in dieser Situation „Grundlos Optimis- tisch“, so wie Sie auch mit Ihrem Pro- gramm titelten? Das Programm lief schon vor der gro- ßen Flüchtlingskrise. Aber die Grund- prämisse der Show bleibt bestehen: Häufig haben wir falsche positive Er- wartungen, die uns verrückterwei- se helfen, weil es uns sonst deutlich schlechter ginge. Geistige Gesundheit bedeutet auch, dass man sich gut ge- launt bewusst ist, dass die eigenen Erwartungen oft nicht eintreffen. Ja, wir werden versorgt mit diesen bö- sen Nachrichten aus aller Welt und die Panik vor Terroranschlägen ist groß, aber die Chance, durch übermäßigen Tortenverbrauch zu sterben, ist immer noch wesentlich höher als in Istanbul von einer Bombe getötet zu werden. Insofern wäre es vermutlich lebens- verlängernder, wenn man gerade den Leuten hier auf MS Europa 2 die frisch gebackenen Waffeln am Buffet aus der Hand schießt, um sie zu schützen. In Ihrem Crashkurs erläuterten Sie den Passagieren der Europa 2 die Me- thoden des Reichwerdens. Verraten Sie auch unseren Lesern die geeigne- te Formel dafür? In meinem Programm geht es nicht nur um finanziellen Reichtum, aber auch. Als privat abrechnender Arzt ist man ja, was finanziellen Reichtum angeht, schon auf der sicheren Seite. Zu den Dingen, die uns reich machen, gehören aber auch die sogenannten weichen Werte, wie ein entsprechendes Risi- komanagement, also zu wissen, was wirklich relevant ist fürs eigene Leben. Es geht unter anderem darum, dass wir häufig dort Risiken vermuten, wo sie faktisch unser Leben gar nicht betref- fen werden. Die Zahl der Verkehrsto- ten ist immer noch wesentlich höher, als die der Terroropfer in den letzten zehn Jahren zusammen. Noch relevan- ter fürs eigene Leben ist die mentale Einstellung. Wenn Sie eine Depression haben, nützen Ihnen auch mehrere Mil- Wir lagen vor Madagaskar und hatten – den Steuerfahnder an Bord Nach einem Schauspielstudium am Londoner Lee Strasberg Institute spezialisiert sich der Kabarettist und Improvisations-Schauspieler Chin Meyer auf das Studium äußerst prekärer Lebensverhältnisse.

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