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PVS Einblick

28 5 Fragen an: Matthias Blum Bei der Übernahme der Geschäfts- leitung sagten Sie, Sie würden den Dialog mit Politikern, Ministerien, Krankenkassen, Ärzteverbänden und weiteren Institutionen des Gesund- heitswesens weiter vertiefen. Ist Ih- nen das gelungen? Matthias Blum: Ich denke ja. Wir sind ständig – wie zum Beispiel im Ge- meinsamen Landesgremium nach § 90a  SGB V oder auch informell – im Dialog mit unseren Partnern im NRW- Gesundheitswesen. Auch wenn es in der Natur der Sache liegt, dass es bei Themen wie Krankenhausplan, Lan- desbasisfallwertverhandlung oder am- bulanter Öffnung der Krankenhäuser unterschiedliche Positionen gibt, gilt für uns immer die Maxime eines of- fenen, fairen und transparenten Um- gangs miteinander. Ein besonders zu erwähnender Punkt ist die Verläss- lichkeit und das Vertrauen, das es – trotz aller Differenzen in der Sache, um die stets hart gerungen wird, zwi- schen den Verantwortlichen der Insti- tutionen in NRW – gibt. Das in meinen Augen erfolgreiche Format der Lan- desgesundheitskonferenz steht dabei beispielhaft für den Erfolg des koope- rativen Ansatzes der Akteure in NRW. Die Krankenhäuser sind nicht die Ge- winner, wenn es zur Einführung der neuen GOÄ doch noch kommen sollte. Ist unsere Krankenhausversorgung dennoch zukunftssicher? Matthias Blum: Die GOÄ-Novellie- rung scheint ja erst einmal vertagt zu sein. Da die Krankenhäuser jeden Euro brauchen, müssen wir an die- ser Stelle und insgesamt natürlich wachsam sein und bleiben, da die Er- löse der wahlärztlichen Leistungen eine große Bedeutung für die Kran- kenhäuser haben. Letzteres vor dem Hintergrund, dass bei der Einfüh- rung des DRG-Systems diese Erlöse abgezogen wurden, das heißt, wenn ein Krankenhaus z. B. ein Budget von 32 Millionen Euro und dabei eine Mil- lion Euro Wahlleistungserlöse hatte, so wurden als Budget von der GKV nur 31 Millionen Euro im DRG-Sys- tem anerkannt. Dies wird heute oft vergessen, wenn es um diese Gel- der geht. Die Krankenhäuser sind auf dieses Geld angewiesen. Wer darü- ber verfügen will, muss sagen, woher dann dieser Anteil des Budgets zu- künftig kommen soll. Nur eine nach- haltige Finanzierung kann zukünftig die qualitativ hochwertige Versor- gung der Patientinnen und Patienten in unserem Land sicherstellen. Schafft das Krankenhausstrukturge- setz einen gesunden Mittelweg zwi- schen optimaler Behandlung und wirt- schaftlicher Krankenhausführung? Matthias Blum: Mit dem Kranken- hausstrukturgesetz (KHSG) ist die Fi- nanzierung der laufenden Kosten der Krankenhäuser auf eine verbesserte Grundlage gestellt und ein wichtiger Beitrag zur weiteren Steigerung der Versorgungsqualität geleistet wor- den. Doch die unzureichende Investi- tionsfinanzierung der Krankenhäuser durch die Länder wurde durch dieses Gesetz nicht geklärt. Hier fordern die nordrhein-westfälischen Kran- kenhäuser vom Land die notwen- digen Fördermittel zur Schließung der Förderlücke. Vor diesem Hinter- grund haben sich die nordrhein-west- fälischen Krankenhäuser zu einem „Bündnis für gesunde Krankenhäuser – Investieren aus Verantwortung“ (www.gesunde-krankenhaeuser.de) zusammengeschlossen. Was Klini- ken seit Jahrzehnten spüren, wird nun erstmals durch die flächende- ckend erhobene Studie, die vom Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) im Auf- trag der KGNW erstellt wurde, belegt: NRWs Krankenhäuser sind struktu- rell unterfinanziert. 500 Millionen Euro investierte das Land 2014 in die Infrastruktur und Technik seiner Kli- niken. Der tatsächliche Investitions- bedarf aber liegt jährlich bei 1,5 Mil- liarden Euro. Im Ergebnis beträgt die jährliche Förderlücke damit 1 Milliar- de Euro. Schon heute schieben viele Kliniken dringende Investitionen in Gebäude und Medizintechnik auf oder müssen diese aus anderen Töp- fen bezahlen. Die Ressourcen fehlen dann an anderer Stelle, wo sie einen unmittelbaren Nutzen für Patienten und Mitarbeiter hätten. Damit unsere Krankenhäuser Qualitätsführer blei- ben, muss nicht nur Qualität gefor- dert, sondern auch entsprechend den gesetzlichen Verpflichtungen vom Land gefördert werden! Wer bekommt das größte Stück vom Kuchen der ambulanten Medizin? Am- bulanter und stationärer Sektor strei- ten um ihren Anteil. Die niedergelasse- nen Ärzte werfen den Krankenhäusern die Rekrutierung von Patienten für leere Betten vor. Die Krankenhäuser sehen Versäumnisse in der ambulan- ten Medizin als Ursache für die hohe Zahl von Selbsteinweisern. Für den Matthias Blum hat im Juni 2010 die Geschäftsführung der Krankenhausgesell- schaft Nordrhein-Westfalen (KGNW) übernommen. Der 48-jährige Rechtsanwalt leitete ab 2000 die Rechtsabteilung der KGNW und war seit 2003 deren stell- vertretender Geschäftsführer.

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