gleichen Art dienen. Der Duftstoff He- dion, der nach dem griechischen Wort „hedone“ für Vergnügen, Genuss, Lust benannt wurde, hat es tatsächlich in sich. Ein spezieller Bereich des Hypo- thalamus bei Frauen spricht auf Hedion sogar zehnmal stärker an als bei Män- nern. Das löst vor allem im weiblichen Gehirn Aktivitäten aus, die typisch für die Regelung der Hormon-Ausschüt- tung sind und im Zusammenhang mit Empathie, Nähe und Vertrauen stehen. Die Bank will so attraktiv wirken, eine Atmosphäre schaffen, in der man Lust hat, sich aufzuhalten. Sie will nahbar und nicht technokratisch sein. Verraten Sie uns ein Beispiel, wie Düf- te auch Ihr Leben beeinfl ussen? Ich liebe Düfte aus der Natur und von Orten, an denen ich einmal gelebt habe. Der Duft, den man in Rio oder São Pau- lo erlebt, sobald man aus dem Flugzeug steigt, ist wunderbar und erinnert mich an schöne Zeiten dort. Besonders sind Düfte, die man das letzte Mal in der Kindheit erlebt hat und mit bestimm- ten Erlebnissen verbindet. Plötzlich und überraschend erlebt man sie ir- gendwo wieder – sie versetzen einen in die Lage, ganze Filme vor das innere Auge zu holen – mit Erinnerungen, die sonst für immer vergessen wären. Die geheime Macht der Düfte: Warum wir unserem Geruchssinn mehr vertrauen sollten Autoren: Robert Müller-Grünow, Peter Käfferlein, Olaf Köhne Broschiert: 304 Seiten Verlag: Edel Books 1. Aufl age: 2018 ISBN: 978-3-8419-0601-4 Ein Kapitel in Ihrem Buch widmet sich der Frage, wie Düfte unser Leben ver- ändern. Können sie das wirklich? Absolut. Düfte haben immer eine Wir- kung auf uns. Aktuelle Forschung zeigt, dass Duftmoleküle aber noch weite- re Wirkungsebenen und z. B. direkten Einfl uss auf Neurotransmitter im Ge- hirn haben oder den Herzmuskel beein- fl ussen. Hinzu kommt, dass ein zwei- tes Riechsystem existiert, das mit dem Schmerznerv (Trigeminus) gekoppelt ist und uns über Duft Wärme oder Kühle suggeriert (Chili oder Pfefferminz). Wir fühlen uns bei bestimmten Düften woh- ler als bei anderen. Düfte geben Orien- tierung und Untersuchungen zeigen, dass wir gut duftende Räume eher be- treten als nicht gut duftende. Jede Ent- scheidung, die wir treffen, wird auch maßgeblich durch Düfte bestimmt. Welcher ist der schlimmste Duft, den Sie kennen? Der Geruch von Verwesung und Fäka- lien. Und extremer Schweiß-Geruch (nicht zu verwechseln mit ganz fri- schem Sportschweiß). Umgangssprachlich heißt es ja, man kann jemanden gut riechen. Gemeint ist, dass man ihn gern mag. Kann Duft auch Liebe und Partnerschaft beein- fl ussen? Duft ist für Beziehungen entscheidend. Wenn wir einen Partner nicht riechen können, ist eine Beziehung undenk- bar. Der eigene Duft kommuniziert komp lexe Informationen über unser Immunsystem bzw. alle relevanten ge- netischen Informationen. Damit wird vermittelt, ob ein Mann und eine Frau gesunde Kinder zeugen können. Als ich von Ihnen und Ihrem Buch er- fuhr, dachte ich spontan an den Roman „Das Parfum“ von Patrick Süskind. Er handelt von dem Parfümeur Jean-Bap- tiste Grenouille, der mit einer außer- gewöhnlichen Gabe, nämlich einem in- tensiven Geruchssinn geboren wird. In Grasse begegnet er einem neuem Duft, dem eines Mädchens und nimmt sich vor, ihn für sich festzuhalten. Er beginnt daraufhin mit dem Töten ei- niger Mädchen, um das beste Parfüm der Welt herzustellen. In diesem etwas makabrem Zusammenhang lassen Sie mich die Frage stellen, wie fi ndet man seinen perfekten Duft? Seinen eigenen Duft fi ndet man glück- licherweise auf andere Art und Weise. Er muss natürlich zur Persönlichkeit passen. Ich rate, nicht nach Marken zu gehen, sondern sich erst einmal mit Duftfamilien und den eigenen Präfe- renzen zu beschäftigen. Und zu über- legen, welche Charakteristika zu einem passen. Ist man eher sportlich? Ele- gant? Welcher Stil gefällt mir? Wenn einem z. B. fl orale oder fruchtige Düfte gefallen, würde ich speziell hier anset- zen und sehen, welche Düfte es im Han- del aus diesen Duftfamilien gibt. Viel- leicht schaut man sich als Referenz die ganz großen Klassiker an, die wegwei- send in der Parfümerie waren und bis heute als Basis vieler neuer Duftent- wicklungen dienen. Parallel dazu dann ganz neue Konzepte einiger Nischen- anbieter, die mutig neue Wege gehen (Comme des Garçons, Escentric, etc.). In Ihrem Buch machen Sie sich auch auf die Suche nach dem Duft von morgen. Haben Sie ihn gefunden? Es werden jedes Jahr neue Duftmole- küle entwickelt. Dafür wird sehr viel technischer Aufwand getrieben und es ist kein Ende abzusehen. In der Natur hingegen wird es immer schwieriger, seltene Pfl anzen zu fi nden, die beson- dere Duftlieferanten sein könnten. Danke für das Gespräch, Herr Müller- Grünow. Ihnen ist ein hochinteressan- tes Buch zu einem faszinierenden The- ma gelungen! ∑ Mehr Infos zum Buch: scentcommunication.com/das-buch/ Dr. Christine Winkler Pressereferentin der PVS cwinkler@ihre-pvs.de PVS Einblick 35