sich von seinen Mitarbeitern führen. Ich nenne das dynamische Führung. Und so war es auch mit meinen Eltern. Ich habe mit drei Jahren begonnen, meine Eltern dynamisch zu führen, in- dem ich meinen Vater um ein paar Ski gebeten habe – und das für die durch- aus anspruchsvollen Pisten der Dolo- miten. Er hat damals nicht gewusst, dass ich sie eines Tages auch auf 7.000 Meter bei mir haben würde. Um das zu erreichen, was Sie geschafft haben, muss man extrem zielstrebig sein. Wie gehen Sie Ihre Ziele an? Ich kann sehr gut fokussieren. Ich se- he mich Monate lang schon vorher am Everest. Vor Jahren habe ich an der le- gendären Torwand des ZDF-Sportstu- dios ein Tor geschossen, während mein Herausforderer der damalige Ge- schäftsführer der Deutschen Fußball Liga Andreas Rettig daneben schoss. Den ersten Schuss habe ich abgege- ben, um eine Referenz zu haben. Dann fragte ich den Moderator Sven Voss, wo genau jetzt das Loch sei. Er ant- wortete 40 cm weiter rechts. Und der Zweite saß! Das ist mein ganzes Le- ben schon so. Wie haben Sie sich auf den Mount Everest vorbereitet? Es war ja nun mein dritter Versuch nach dem Lawinenunglück und der Erdbebenkatastrophe. Das ist ein ungeheurer Aufwand auch für mein Team. Ich wurde ja von meinen beiden Freunden begleitet. Ich mache die ganze Planung, die Logistik und Ver- handlungen, die Übersetzungen und die Kommunikation, aber keiner wäre ohne den anderen dort. Wolfgang war mit mir zum dritten Mal da. Immer waren wir vorbereitet. Es braucht ein brutales, fast unmenschliches Trai- ning. 200.000 Höhenmeter im Jahr stehen auf dem Programm. Waren Sie auch auf gesundheitliche Zwischenfälle vorbereitet? Wenn man sich einen Keim oder Vi- rus einfängt, hat man keine Chance. Diese Varianten haben wir alle kalku- liert. Es ist auf der tibetischen Route ja nicht so komfortabel wie auf nepa- lesischer Seite. Es gibt keinen Hub- schrauber, kein Rettungsauto, kein Spital. Man muss achtsam sein und auf sich aufpassen. Wir haben die Si- tuation einkalkuliert, aber in der Höhe funktioniert mein Körper überdurch- schnittlich gut, weil ich wirklich fi t bin. Können Sie das Gefühl beschrei- ben, als Sie die Herausforderung des Mount Everest bezwungen und den Gipfel erreicht hatten? Der Gipfeltag ist der schwierigste Tag. Da gibt es am Vortag keinen Rasttag, wie bei einem Rennen. Es ist der vierte Tag, wo man nicht geschlafen hat, wo man schon alles gegeben hat, um dort hochzukommen. Der Körper kann nicht mehr, aber man kann ihn mit dem Ge- hirn steuern. Am Gipfel ist man sehr reduziert und völlig eingeschränkt durch diese Exposition. Man ist am weitesten vom Erdboden entfernt. Das spürst Du. Und Du weißt, jeder nächste Schritt kann in den Tod füh- ren. Aber man fühlt eine breite Freu- de, die bis heute anhält. So etwas habe ich noch nie gespürt. Es ist wie in der 1. Schulklasse, wenn man den letzten Schultag hinter sich und den ersten Ferientag vor sich hat. Gab es brenzlige Situationen für Sie auf dem Weg zum Dach der Welt? Ja, das war die Wasserknappheit am Gipfeltag. Die Sherpas hatten schlicht vergessen, Wasser für uns zuzube- vergessen, Wasser für uns zuzube- reiten. So brachen wir am 20. Mai um reiten. So brachen wir am 20. Mai um 23 Uhr in der Nacht mit einem dreivier- 23 Uhr in der Nacht mit einem dreivier- tel Liter Wasser im Gepäck zum Gipfel tel Liter Wasser im Gepäck zum Gipfel auf. Das Wasser war nach einer Stun- de verbraucht. Dann 12 Stunden ohne Wasser. Das war psychischer Wahnsinn, aber wir konnten doch deswegen nicht umkehren! Es war eine neue Erfahrung, dass der Körper sich auf eine solche Extremsituation auch noch einstellen kann. Ihr nächstes Ziel? Ich schwebe jetzt erst einmal auf einer Wolke und mache meine Arbeit, Men- schen zu erzählen, wie es ist, wenn man sich hinaustraut in der Dunkelheit und ich sie auffordere: „Leute, steht auf, es ist fast alles möglich!“ Schön ist es, wenn man dann spürt, dass so viele Menschen hinter einem Stehen. Im Sommer mache ich Ferien, wie in der Schulzeit. Ich bin jetzt 50 Jahre alt, aber in mir steckt noch ein kleiner Jun- ge, der immer wieder anklopft, und den möchte ich mir bis 95 erhalten, denn der bringt ja die Ideen. Diese zukunftsorientierten Worte sind ein schöner Schlusssatz. Ich dan- ke Ihnen für das Gespräch. Menschen wie Andy Holzer haben ge- lernt, ihre Schwäche zu kompensie- ren. Sie haben es geschafft, ihre „ver- rücktesten“ Träume zu realisieren und stehen auf dem Gipfel der Selbstbe- stimmtheit, wie das ZDF in einem Be- richt über Andy Holzer jüngst titelte. Sein Optimismus steckt an. Wer so im Leben steht und auf andere zu- geht, dem öffnen sich alle Türen. Und von dem, was ihn das Leben „am Ab- grund“ gelehrt hat, können wir alle lernen. Zum Beispiel bei seinen Vor- trägen (www.andyholzer.com), die er auch vor Managern großer Konzerne wie Unilever, Procter & Gamble oder BMW hält. Titel: „Den Sehenden die BMW hält. Titel: „Den Sehenden die Augen öffnen“. Gewinnspiel 1 von 10 Büchern „Balanceakt“ Schicken Sie eine Postkarte oder E-Mail mit Ihrem Namen und Ihrer Anschrift mit dem Kennwort „Holzer“ bis zum 15. September 2017 an: Redaktion PVS Einblick Remscheider Str. 16 45481 Mülheim an der Ruhr gewinnspiel@ihre-pvs.de Mitarbeiter der PVS sind vom Gewinnspiel ausgeschlossen.