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PVS Einblick - Fragen an Ulrich Grillo

4 5 Fragen an: Ulrich Grillo ist Unternehmer und Miteigentümer der Grillo-Werke in Duisburg, die er seit 2004 als Vorsitzender des Vorstandes führt. Zuvor arbeitete er einige Jahre als Wirtschaftsprüfer und Unternehmens- berater und war als Vorstandsmitglied bei der Rheinmetall AG tätig. Ulrich Grillo Wir müssen die Weichen stellen für mehr Wachstum – durch Struktur- reformen und den konsequenten Abbau von Schulden. Ab 2006 war Grillo bis 2012 Präsi- dent der Wirtschaftsvereinigung Metalle. 2011 wurde er Vize- Präsident des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI), seit 2013 ist er Präsident des BDI – und Sprecher von 36 Mitgliedsverbänden mit rund 100.000 Unternehmen und etwa acht Millionen Mitarbeitern. PVS: Als BDI-Präsident vertreten Sie die politischen Interessen von mehr als 100.000 Unternehmen mit gut acht Millionen Beschäftigten. Der Erfolg der deutschen Wirtschaft ist eng mit der Situation in Europa verbunden, denn die EU-Länder gehören zu den wichtigsten Ex- portmärkten. Wird Deutschland mit seiner Führungsrolle die Euro-Krise bewältigen und sowohl seine Wett- bewerbsfähigkeit als auch die hohe Beschäftigung aufrechterhalten können? Ulrich Grillo (UG): Ja. Trotz aller Turbulenzen und Unsicherheiten in der Welt und in Europa steht Deutschland wirtschaftlich gut da. Wir erwarten weiterhin einen stabilen Arbeitsmarkt, die Zunahme sozialversicherungspflichtiger Beschäftigungsverhältnisse stimmt optimistisch. Aktuell kommen die positiven Effekte dazu, die sich aus dem niedrigeren Ölpreis und dem niedrigen Kurs des Euro gegenüber dem Dollar ergeben. Auch die deut- sche Exportwirtschaft behauptet sich erfolgreich. Von ihr werden weiterhin Wachstumsimpulse ausgehen – vor allem dank des Wirtschaftswachs- tums in den USA. Zugleich kommt die Erholung im Euro-Raum nur verhalten voran. Sorgen bereiten vor allem die beiden wichtigsten Handelspartner Deutschlands im Euro-Raum: Frank- reich und Italien. Es muss klar sein, dass die Regierungen in der Eurozone beherzt ihre Strukturreformen anpacken und die Konsolidierung ihrer Haushalte mit Augenmaß fortsetzen müssen. Spanien, Portugal und Irland sind in diesem Sinne beste Beispiele. Der Investitionsplan von EU-Kommis- sionspräsident Jean-Claude Juncker ist ein wichtiges Signal. PVS: Als Antwort auf die anti- islamische Pegida-Bewegung hat die deutsche Wirtschaft sich klar zu mehr Zuwanderung und für die Aufnahme von Flüchtlingen bekannt. Europas größte Volkswirtschaft mit einer im- mer älter werdenden Bevölkerung ist auf qualifizierte Menschen aus dem Ausland angewiesen. Ihre Forderung an die Politik? UG: Politiker, aber auch wir Wirt- schaftsvertreter müssen viel stärker erklären, dass mit qualifizierter Ein- wanderung dauerhaft Wachstum und Wohlstand in unserem Land gesichert wird – gerade angesichts unserer ne- gativen demografischen Entwicklung. Ohne Einwanderung, ohne unsere ausländischen Mitbürger, würden wir die Chancen für eine gute Zukunft unseres Landes nicht nutzen können. Bis 2020 fehlen uns laut Experten rund sieben Millionen Arbeitskräfte. Knapp 440.000 Zuwanderer, die dauerhaft bleiben, haben wir zuletzt in Deutschland pro Jahr gezählt. Das ist erfreulich, wird aber bei Weitem nicht ausreichen, um unseren Wohl- stand zu sichern. Daher sollten wir uns die Modelle von Ländern, die Kriterienkataloge für eine gesteuerte Zuwanderung erarbeitet haben, sehr genau anschauen. Andernorts Ver- folgten hierzulande Schutz zu bieten – das hat nicht nur Verfassungsrang, es ist ein Zeichen von Anstand und Nächstenliebe. PVS: Seit Beginn des Jahres gilt der Mindestlohn, von dem voraussichtlich 3,7 Millionen Menschen profitieren sollen. Wie wirkt sich der Mindestlohn aus? UG: Das unterscheidet sich je nach Branche und Region sehr. In der Metallindustrie liegt der Einstiegslohn bei rund 15 € pro Stunde. In anderen Industrien und in struktur- schwachen Regionen sieht die Lage anders aus. Unterm Strich hat die Bundesregie- rung in den vergangenen Monaten die Unternehmen mehr be- statt entlas- tet. Sie setzt die falschen Prioritäten, und sie tut das zum Teil immer noch. PVS: Die Wirtschaftsverbände kritisieren die abschlagsfreie Rente

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